Eagleplayer 2.0

von
Andreas Schlick

Screenshot (38KB)

Jeder der sich länger mit dem Amiga beschäftigt, wird früher oder später mal auf ein "Modul" treffen. Diese Module sind eine eigene Art von Musikformaten, bei denen ein Gemisch von digitalisiertem und computergeneriertem Sound verwendet wird.

Die Anzahl der Programme zum Erstellen dieser Module sind zahlreich und ebenso zahlreich sind die verschiedenen Unterarten der Module. Daneben gibt es noch viele andere Soundformate. Um mit dieser Vielzahl fertig zu werden, reicht ein einfacher Player meist nicht mehr aus, da sich doch recht schnell eine gute Musik finden läßt, die der Player nicht unterstützt.

Eagleplayer versucht nun dieser Vielzahl Herr zu werden. Damit das Programm aufgrund der großen Zahl von unterstützten Formaten nicht einen immensen Speicherverbrauch hat, ist es modular aufgebaut, d.h. es sind nur wenige Playerroutinen eingebaut, namentlich Sound/Noise/Protracker, Startrekker(AM) & AudioSculpture(AM) und weitere ProTracker-Packer.

Um nun ein anderes Format abzuspielen, wird dazu ein spezieller externer Player hinzugeladen. Der passende Player wird über die Engine "Playerloader" automatisch bestimmt und muß nicht mehr, wie in früheren Versionen über eine Playerbatch-Datei definiert werden. Falls dann jedoch kein Player gefunden wird, greift Eagleplayer auch auf das Datatype-System zurück. Dadurch können dann z.B. auch WAV-Files abgespielt werden, unter der Bedingung, daß der entsprechende Datatype auch installiert ist. Die Anzahl der externen Player beträgt weit über einhundert.

Der Eagleplayer hat jedoch nicht nur eine gute Soundformat-Unterstützung zu bieten, sondern kommt noch mit diversen sogenannten Engines. Diese Engines sind externe Zusatzprogramme, die über eine API mit dem Eagleplayer kommunizieren. Die Verwendungszwecke der Engines sind vielseitig, angefangen von einfacheren, die Informationen über das gerade geladenene Modul anzeigen, bis zu einem FFT-Analyser (FastFourier-Transformation), der das Spektrum des Frequenzganges von Audiosignalen anzeigt.

Solche Engines sind auch von anderen Programmen her bekannt (Delitracker z.B.), aber laut Anleitung war der Eagleplayer1.0 der erste, der dieses Prinzip verwendete.

Neben den meisten Engines, die praktisch nur was für`s Auge sind, wurden auch einige sehr praktische Funktionen darüber implementiert. Zum Beispiel ist "Pysion" eine Listenverwaltung, die sogar die Listen anderer Programme laden kann, jedoch leider nicht völlig fertig ist.

Oder "Extractor", der Archive wie Unterverzeichnisse behandelt. Damit kann z.B. ein LhA-Archiv angewählt werden und der Inhalt wird wie ein Verzeichnis gescannt und angezeigt.

Eine weitere Engine ist der "Eagleripper", mit dem man Dateien nach Musiken durchsuchen kann, um z.B. auch Module aus Spielen oder Demos abspielen zu können. Er wird automatisch gestartet, falls kein passender Player gefunden wird und arbeitet auch mit dem Extractor zusammen.

Insbesondere für diese gerippten Module bietet Eagleplayer auch eine Speicherfunktion an, mit der das gerade geladene Modul auch gespeichert werden kann. Beim Speichern unterstützt Eagleplayer auch wieder diverse Libraries zum Komprimieren und bietet auch ein eigenes Komprimierungsverfahren an.

Jedoch speichert Eagleplayer nicht nur ganze Musikstücke ab, es lassen sich auch einzelne Instrumente aus dem Modul heraus abspeichern, wobei man sich zwichen AIFF, IFF, RAW, WAVE-Format (in verschiedenen Ausführungen) entscheiden muß. :)

Um das Soundabspielen noch komfortabler zu gestalten, läßt sich Eagleplayer auch in vielen Punkten konfigurieren. Selbst das GUI ist als Engine implementiert und es sind sicherlich noch ein paar interessante Variationen erwarten. Der aktuellen Beta-Version für registrierte User liegt bereits eine weitere GUI-Engine "EMPYGUI" bei. Die GUI-Einstellungen reichen von der Auswahl des verwendeten FileRequesters (ASL, Req oder Reqtools) über die Einstellung, ob beim Ikonifizieren ein AppIcon oder AppMenü erstellt werden soll, bis hin zur Auswahl des Menüfonts, Modulfonts und Rollfonts.

Die weitere Konfiguration erstreckt sich über Einstellungen der Playerroutinen (z.B. ob das Timing per VBlank, CIA-Timer oder Timer.device abgewickelt werden soll oder wie auf das Warten auf die Abspielbereitschaft des Paula-Chips reagiert werden soll) und das generelle Verhalten des Eagleplayers. Z.B. können die Soundfiles der Reihe nach abgespielt werden oder es wird zufällig eins herausgepickt bzw. kann man die Musik ein-bzw. ausfaden lassen etc.

Bei eingeschalteter Lade-Directory-Funktion wird beim Laden eines Files automatisch das ganze Verzeichnis gescannt und die File werden dynamisch als Menüpunkt dem Eagleplayer-Menü hinzugefügt. Befinden sich nicht alle Files im selben Verzeichnis, kann mit Hilfe von Pysion eine Liste zusammengestellt werden, so daß alle über die Festplatte verteilten Module zusammengefaßt werden können.

Diese Liste wird dann von Eagleplayer wie beim Verzeichnis-Scannen dem Menü hinzugefügt und je nach Einstellung dann der Reihe nach oder per Zufall abgespielt (aber es läßt sich natürlich auch nur ein File im Loop abspielen).

RTFM!

Die berühmt-berüchtigen Anleitungen sind ein Kapitel für sich. ;-)

Die Anleitung des Eagleplayers ist mit satten 472KB recht umfangreich und sollte eigentlich keine große Frage offen lassen.

Neben einer ausführlichen Erklärung über die Bedienung, Installation und das Starten des Eagleplayers, sind noch Kapitel über seine Eigenschaften, den umfangreichen ARexx-Port, die einzelnen Engines und Player enthalten. Ein Abschnitt über mögliche Probleme und einer mit Tips&Tricks vervollständigen das Gesamtbild.

Zum kompletten Lesen wird man als normaler User vermutlich nie kommen. Wenn jedoch mal etwas nicht so läuft, wie vorgesehen, sollte man sich aber auf jeden Fall die Ruhe nehmen und in der Anleitung nachlesen (insbesondere bevor man andere Quellen zu Rate zieht).

Eagleplayer hat auch eine gute Online-Unterstützung. Sobald mit der Help-Taste die Hilfe-Funktion aktiviert wurde, bringt ein Klick auf ein Gadget oder Menü die ensprechende Seite der Anleitung zu Tage. Insbesondere wurde dabei auch darauf geachtet, daß beim Einschalten der Hilfe-Funktion auch die gerade geghosteten Buttons aktivierbar werden, um auch für sie die Hilfe aufrufen zu können.

Bugs:

Aufgrund der Vielzahl von Playern ist das ausgiebige Testen sowohl durch Zeitmangel, als auch Mangel an entsprechenden Musikfiles nur eingeschränkt möglich gewesen. :)

Während der Benutzung ist der Eagleplayer bei mir eigentlich nicht abgestürzt. Ansonsten ist mir nur ein kleiner Fehler im Catalog-File aufgefallen, der jedoch nicht großartig ins Gewicht fällt und auch leicht zu beheben sein sollte.

Leider kann Eagleplayer bisher auch keine eigenen Screen öffnen und ist dabei auf fremde Public-Screens angewiesen. Mit Hilfe von MUI`s PSI läßt sich aber z.B. ein Screen für EP öffnen und beim Start oder durch die Publicscreenselector-Engine kann dann dieser Screen ausgewählt werden.

Fazit:

Die Shareware-Gebühr von nur 20,- DM ist bei dem Umfang des Eagleplayers sicherlich gerechtfertigt. Die Einschränkungen der Demo sind ein Nervrequester, das Fehlen einiger Konfigurationsabspeicherungen und die Sperrung der Modul-Speicherfunktion, so daß er in Ruhe angetestet werden kann. Ich kann den Eagleplayer nur empfehlen, da er umfangreich, aber trotzdem leicht zu bedienen ist.

Features: (eine kleine Übersicht) Voraussetzungen:

Amiga mit 68020, OS2.04, 0.5 MB Chip-RAM, 1MB Fast-RAM, Festplatte, am Amiga angeschlossene Lautsprecher

empfohlene Konfiguration:

68030+, OS3.0/3.1, 4MB oder mehr Fast-RAM, HiFi Anlage

Produkt: Eagleplayer Hersteller: Jan Blumenthal & Henryk Richter
Art: Multiformat-Sound-Player Version: 2.00
Preis: 20 DM Bez.Quelle: Homepage
Leistungsfähigkeit:1
Benutzerfreundlich:1
Dokumentation:1
Preis-/Leistung:1
Gesamt:1



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